Projektplanung/ Machbarkeitsstudie

Inhalt

  1. Alternative Energieerzeugung mit Zukunft
  2. Erfahrungen mit einem Wind-Solar-System 2005-2012
  3. Grundprinzipien des Wind-Solar-Projektes
  4. Das technische Grundprinzip
    1. Übersicht
    2. Windkraftanlage
    3. Photovoltaikanlage
    4. Elektrostation
    5. Kabeltrassen zu den Verbrauchern
  5. Eine Wind-Solar-Anlage für Tula – Projektkonkretisierung
    1. Windverhältnisse
    2. Das Dorf Tula – geografische Struktur
    3. Die Kapazität der geplanten Wind-Solar-Anlage in Tula
      1. Energieerzeugung
      2. Normalverbraucher
      3. Sonderverbraucher
      4. Sonderfall Kirchen
    4. Stromvergütung
  6. Die Realisierung des Projektes – Arbeitsteilung
    1. Schritte zur Umsetzung des Projektes / Zeitplan im Überblick

Anlage: Liste von Materialien, die in Addis Abeba 6-12 2012 beschafft werden müssen

1. Alternative Energieerzeugung mit Zukunft

Große Teile ländlicher Regionen in Äthiopien haben keinen Zugang zu elektrischer Energie. Die Stromerzeugung durch Dieselaggregate kann im Einzelfall Abhilfe schaffen, ist aber für ganze Dorf-einheiten keine akzeptable Lösung hinsichtlich einer dauerhaften und stabilen Energieversorgung. Mit steigenden Ölpreisen auf dem Weltenergiemarkt sollten in Afrika von vornherein alternative Lösungen zur Energieversorgung angestrebt werden, die auch im Lande selber umsetzbar sind. Dies wäre ein wirklich nachhaltiger Fortschritt mit Zukunft.

Auf Grund der komplizierten geografischen Siedlungsstrukturen in Äthiopien bieten sich sog. „Insel-energiesysteme“ an. Die Energie wird meist zentral an einem Punkt produziert und (z. B. in einem Dorf) mittels eigenem autarken Stromnetz an die Verbraucher verteilt. Nutzt man dabei alternative Energien, werden lediglich für den Notfall geringste Mengen Dieselkraftstoff benötigt. Alternative Inselenergieanlagen kleinerer Dimension sind einfach konstruiert, auch in unwegsamen Gegenden zu installieren (geringe Transportmasse) und ohne weiteres durch einheimisches Wartungspersonal zu betreiben. Der Vorteil gegenüber dezentraler Mini-Solareinheiten liegt darin, dass das Stromnetz überall eine normgerechte 230 V AC-Spannung (50 Hz) bereit stellt und damit eine universale Nutzung der Elektroenergie mit Standartelektrogeräten möglich macht.

Auf Grund der begrenzten Dimensionierung haben diese Anlagen allerdings nur eine begrenzte Kapazität/ Leistungsfähigkeit. Sie sind geeignet zur Lichtstromerzeugung, zum Betrieb von Klein-werkzeugen, Radios, PCs, Wasserpumpen u. a. Kleingeräten. Der Betrieb größerer Kühlaggregate, große Werkzeugmaschinen oder Wärmeerzeuger sind für diese Systeme eher nicht geeignet.

2. Erfahrungen mit einem Wind-Solar-System in Äthiopien 2005-2012

Unser Team hat seit 2005 im äthiopischen Dorf Debo (bei Mertule Marjam, Gojamregion) ein autarkes Wind-Solar-Energiesystem errichtet, das öffentliche Einrichtungen (Helthcenter, Schule, Verwaltung, Klosterkirche, Dorfplatzbeleuchtung, Dienstleistungs-werkstatt) und einige Privathäuser mit elektrischer Energie versorgt. Energieerzeuger sind in Debo eine Windkraftanlage 3,5 KWp und eine Solaranlage 1,4 KWp. Die Verbraucher sind an ein ca. 1 km langes Erdkabel angeschlossen. Die Initiativgruppe „Selbsthilfe Äthiopien e. V.“ hat in Debo über sieben Jahre sehr viele Erfahrungen sammeln können hinsichtlich technischer Lösungen und der Organisation von Betrieb und Wartung.

mehr Infos zum Projekt in Debo hier, sowie die Reiseberichte von 2011 und 2012.

3. Grundprinzipien des Wind-Solar-Systems

Auf Grund der langjährigen Tätigkeit in Debo ergeben sich grundlegende Erfahrungen, Ergebnisse und Projektprinzipien. Diese sind hier stichwortartig aufgeführt:

  • Grundsätzliches Ziel ist es, ein Energiesystem zu schaffen, das perspektivisch in wesentlichen Teilen in Äthiopien eigenständig hergestellt und betrieben werden kann. Dies gilt besonders für die Herstellung der Windenergieanlage, die zum Großteil in einem Workshop gebaut werden könnte. Die Windkraftanlage wurde durch unser Rüsseinaer Entwicklungsteam selber entwickelt. Es bestehen daher keine Lizenzansprüche von Firmen.
  • Die Technik ist solide, einfach und für das Wartungspersonal transparent aufgebaut und nutzt z. T. handelsübliche Produktkomponenten.
  • Das technische Konzept verzichtet auf aufwändige vollautomatische Lösungen. Die Anlage funktioniert zwar automatisch. Der Betrieb erfordert aber eine regelmäßige Kontrolle, damit Wartungstechniker in einer „lebendigen“ Verbindung zur Anlage bleiben und ihre Kompetenz stärken.
  • Die Windkraftanlage ist auf einfache Weise umlegbar und damit gefahrlos zu pflegen.
  • Der dauerhafte Betrieb der Anlage setzt mind. zwei (nebenamtliche) Wartungstechniker voraus, die Grundkenntnissen in Elektrotechnik und Mechanik haben müssen. Für eine rechtzeitige Ausbildung muss gesorgt sein. Eine Person sollte eine Frau sein.
  • Den Wartungstechnikern wird eine Werkstatt mit Stromanschluss zur Verfügung gestellt, in der sich ein kompletter Werkzeugsatz und Kleingeräte (Schleifmaschine, Bohrmaschine, kl. Notstromaggregat, evtl. Schweißapparat, Kraftstoffbevorratung …) befinden. Diese Werkstatt kann gleichzeitig Dienstleistungszentrum für ein Dorf sein (Friseur, Stromladestation, Reparaturaufträge …). Auch für einfache Ausbildungszwecke für Jugendliche und Erwachsene in handwerklicher Tätigkeit kann die Werkstatt ein guter Ort sein.
  • Der Betrieb der Energieanlage muss Eigenfinanzmittel erwirtschaften. Den Wartungstechnikern kann durch die Werkstatt und durch Reparaturaufträge die Möglichkeit gegeben werden, eigenverantwortlich Geld zu verdienen. Die Strombeiträge der Nutzer bzw. Gebühren für einen Ladeservice bilden eine separate Rücklage für die laufende Wartung. Dies ist von großer Bedeutung hinsichtlich eines nachhaltigen Betriebes einer solchen Anlage.
  • Zur Wahrnehmung gemeinsamer Verantwortung ist es ratsam, dass alle Nutzer sich zu einer Stromkooperative zusammenschließen. Jeder Nutzerhaushalt zahlt einen Anschlussbeitrag zur Bildung eines Grundkapitals. Die Vergütung des Stromes erfolgt (zur Einsparung teurer Zähler) am besten über einen monatlichen Festbetrag.
  • Die Verwaltung der Energieanlage erfolgt über eine Stromkommission (Technik, Stromkasse, Inventarverwaltung, Buchführung …). In der Stromkommission sind Männer und Frauen vertreten.

4. Das technische Grundprinzip der Wind-Solar-Anlage

4.1. Übersicht

4.2. Windkraftanlage

  • Höhe: ca. 10 m
  • Leistung: 3,5/ 4 KW KWp
  • Rotor: Rotordurchmesser: 4 m / 3 Flügel (Kunststoff)
  • Generator: Synchron, 16-pole 0… 400 V 3-phase AC; Permanentmagnete
  • Stromerzeugung bereits ab 2 m/s Windgeschwindigkeit
  • Leistungsbegrenzung: Helikopter-Stellung
  • Mast ist ohne Zusatztechnik umlegbar

Momentanleistung der Windkraftanlage in Abhängigkeit von der Windgeschwindigkeit

Durchschnittlicher Tagesertrag in Abhängigkeit von der Durchschnittswindgeschwindigkeit

Von entscheidender Bedeutung ist, mit welcher Energiemenge täglich zu rechnen ist. Aufgrund langjähriger Messungen kann folgendes gesagt werden: Der tägliche Ertrag kann prognostiziert werden anhand der vorherrschenden durchschnittswindgeschwindigkeit. Im Hochland ist die Leistung geringer, da die Luftdichte geringer ist. Die Kenntnis über das Windaufkommen ist ein entscheidender Faktor bei der Planung zur Errichtung von Windenergieanlagen.

4.3. Photovoltaikanlage

  • über 36 V DC
  • ca. 2 KWp
  • MPP Laderegler
  • Installation auf dem Dach der E-Station
  • Platten parallel verschaltet, um ggf. Defekte oder demolierte Platten einzeln abschalten zu können, ohne dass das ganze System ausfällt.
  • Tagesertrag bei sonnigem Wetter: 6-11 KWh

4.4. Elektrostation (Umrichterstation)

Traditionelles Lehmbauhaus ca. 3x5 m, Wellblech-Schrägdach mit Holzrahmen zur Installation der PV-Panels; abschließbare Tür, ein Fenster; darin auch kleine Werkbank und Möglichkeit zur Ablage von Ersatz-Elektromaterial/ Spezialwerkzeuge, Meßtechnik.

Komponenten

  1. Windladeregler verhindert Überladung der Akkumulatoren und leitet überschüssige Energie auf Heizwiderstände ab (Luftwiderstände oder konventionelle Tauchsieder; Wasserfass)
  2. Solarladeregler
  3. Elektronischer Transformator (Wind 230 V AC zu 24 V DC auf Akkus; konventioneller Schweißinverter)
  4. 12 x OPzV Akkumulatoren (Gel; stehende Einzelzellen je 2 V DC, ca. 1000 Ah) – für Stationärbetrieb, Haltbarkeit 15-20 Jahre, Gesamtkapazität ca. 20 KWh; deutsches Produkt).
  5. Inverter 24 V DC zu 230 V AC sinus, 5 KW (10 KWp kurzzeitig), Selbstabschaltung bei Unterspannung (Schutz der Akkumulatoren)
  6. Notstromaggregat Diesel 4-5 KW (Anschalten per Hand; Hand- oder Selbstabschaltung)
  7. Signallampe auf dem Dach: leuchtet, bevor Notstromfall eintritt.

4.5. Kabeltrasse zu den Verbrauchern

Auf Grund der erdpotentialfreien Charakteristik des Stromes (zwei Phasen) erfolgt der Stromtransport über eine zweiadrige Leitung, deren Querschnitt, je nach Kabelstrecke und übertragene Leistung, aus-reichend dimensioniert sein muss. Erdkabel und Freileitung sind möglich.

Erdkabel

In Debo wurde Erdkabel verlegt (2x 20 mm²), das zusätzlich mit Kunststoffrohren geschützt wurde. Der Vorteil: Sicherheit gegen Stromdiebstal und Zerstörung.

Der Nachteil: Die Montage ist sehr aufwendig. Abzweige müssen wasserdicht vergossen werden und sind nachträglich schwer zu installieren. Bei Kabelschaden (in Debo bisher nicht vorgekommen) ist der Schaden schwer zu orten.

Freileitung

Für größere Kabelstrecken mit vielen Abzweigen ist eher eine Freileitung sinnvoll. Als Masten dienen Eukalyptusstämme, die ausreichend tief vergraben und gegen Nässe und Insekten mit Teer o. a. Dichtmitteln behandelt sein müssen (negative Erfahrungen in Debo mit unbehandelten Stämmen). Zur Sicherheit gegen Stromdiebstal und Kurzschlüssen ist isoliertes Kabel in Einzeladern zu verwenden. Mit speziellen Klemmen lassen sich sicher und wasserdicht an jeder Stelle Abzweige installieren. Die Kabel werden an Schlaufen oder Haken am Mast eingehängt.

Hausanschlüsse

Jedes Haus hat außen unter dem Dach eine einfache wasserdichte Sicherungsdose. Die Sicherung lässt sich heraus klappen, ist berührungssicher und kann den Hausstromkreis unterbrechen. Die Stärke der Sicherung ist abhängig vom Verbraucher. Bei einfachen Häusern wird sie sehr knapp bemessen, um unerlaubte „Stromfresser“ zu unterbinden. Die Hausanschlüsse sollen außen montiert sein, um den Technikern eine Kontrolle zu erlauben.

Verbraucher

Je weniger jedes Haus verbraucht, desto mehr Häuser können angeschlossen werden. In der Regel werden jedem Haus 1-2 Brennstellen (á 11 Watt Energiesparlampe) + Steckdose für Kleinradio oder Ladegerät (Akkulampe, mobile phone) zugedacht (Gesamtmaximalleistung zum Beispiel 30 Watt).

5. Eine Wind-Solaranlage für Tula - Projektkonkretisierung

5.1. Windverhältnisse

Das Dorf Tula ist von der geografischen Lage her für die Nutzung der Windkraft relativ günstig gelegen. Der afrikanische Grabenbruch leitet Winde auf den gebirgigen Rand, auf dem Tula liegt.

Die Windmessungen in Tula sind z. Z. noch nicht abgeschlossen. Bisherige Messungen zwischen Februar 2011 und Mai 2012 weisen Werte aus von über 3 m/s, z. T. von 3,5 bis 4 m/s (6-8 kwh pro Tag), in einigen Wochen (Februar, Oktober) sogar von 4-5,5 m/s (8-14 kwh pro Tag). Schwachwindzeiten scheinen die Monate April/Mai, August/September und Dezember zu sein (2,5-3 m/s, ergibt 2-4 kwh pro Tag). Der Wind wird weiter gemessen, so dass wir in absehbarer Zeit Messergebnisse über zwei oder gar drei Jahre haben werden. An Standorten ab einer Durchschnittswindgeschwindigkeit von 4,5 m/s könnte auf eine Solaranlage sogar ganz verzichtet werden, da die Windenergieanlage ausreichend Energie erzeugen würde.

Am Standort Tula wird es (wie in Debo) nötig sein, die Windkraftanlage mit einer Solaranlage zu kombinieren, um mit Energieüberschüssen die Anlage stabil betreiben zu können.

Nach der Installation der Anlage in Tula sollten wöchentliche Messungen dokumentieren, wie viel Energie über die Windkraftanlage und über die Solaranlage eingekommen ist. Insofern könnte die Energieanlage in Tula einen wissenschaftlichen Beitrag bezüglich der Nutzung kleiner Inselanlagen leisten.

5.2. Das Dorf Tula – geografische Struktur

Das Dorf Tula ist ein großes, weit zerstreutes Dorf mit einer größeren Konzentration von Häusern im Südwesten des Schulplatzes. Am südlichen Ende befindet sich ein freier Hü-gel, der sich ideal als Standort für die Wind-kraftanlage eignet. Dieser Hügel ist mit LKW gut erreichbar. Dies ist ein großer Vorteil. Zudem befindet sich direkt neben dem Hügel ein Bauerngehöft, das sich sehr gut eignet als Standort für die Elektrozentrale und als Camp für die Montagegruppe. Ein Wasserbrunnen ist in der Nähe. Dies bedeutet kurze Wege beim Aufbau von Windenergieanlage und E-Zentrale.

Die große Ausdehnung des Ortes stellt aller-dings eine Herausforderung dar sowohl für die Kabelverlegung als auch für die Verteilung der Elektroenergie. Die Skizze unten macht den Verlauf des Hauptkabels deutlich. Dieses sollte entlang des Weges mittels Luftkabel verlaufen. Masten sind in Tula ausreichend und einfach zu beschaffen, da es sehr viele Eukalyptusbäume gibt. Von der Hauptleitung müssten Nebenleitungen abzweigen. Von diesen zweigen die Hausanschlüsse ab.

Kabel

  • Hauptleitung. 2x 25 mm² (Kupfer) oder 2x35 mm² (Aluminium), Einzeladern, isoliert
  • Nebenleitungen: 2x ca. 4 mm² (Kupfer), Einzeladern, isoliert
  • Hausanschlussleitungen: 2x 4 mm²/ 2,5 mm², Einzeladern, isoliert

5.3. Die Kapazität der Wind-Solaranlage

Die Menge der durchschnittlich nutzbaren Energie lässt sich nur schätzungsweise angeben, da es für Tula keine langjährigen Wind- und Solarmessungen gibt. Grundsätzlich gilt, dass im Anfang eher weniger Verbraucher angeschlossen werden. Wenn sich bei der Energieproduktion Reserven zeigen sollten, kann Schritt für Schritt weiter ausgebaut werden.

In den Monaten Oktober bis Juni kann mit mehr Energie gerechnet werden. Problematisch ist grundsätzlich die Regenzeit, da hier die Solaranlage (und evtl. auch die Windenergieanlage) weniger Energie erzeugt. In dieser Zeit wird zur Stabilisierung des Netzes das Notstromaggregat vermutlich häufiger zum Einsatz kommen.

Bedacht werden muss auch, dass durch ca. 25% der erzeugten Energie Umwandlungs- und Ladeverluste verloren gehen.

Wind- und Solaranlage ergänzen sich, da die Windenergieanlage zusätzlich den Nachtwind nutzt, die Solaranlage am Tage Leistung bringt.

5.3.1. Energieerzeugung

  • Solaranlage: durchschnittlicher Energieertrag pro Tag ca. 6 KWh (konservativ gerechnet)
  • Windenergieanlage: durchschnittlicher Energieertrag pro Tag 5 KWh.
  • Gesamtenergieerzeugung: ca. 11 KWh pro Tag.
  • Nutzbare Energie pro Tag abzüglich 25% Verlust: ca. 8 KWh.

5.3.2. Normalverbraucher

Anschlussleistung pro Haus: 30 Watt (1-2 Energiesparlampen á 11 Watt, 1 Steckdose für Radio oder Ladegeräte).

Durchschnittliche Nutzungsdauer pro Tag: ca. 2,5 Stunden (= 75 Wh = 0,075 KWh). Real werden die Verbraucher pro Tag länger genutzt. Dafür wird aber nur selten die gesamte Leistung gleichzeitig und dauerhaft in Anspruch genommen.

Danach könnten etwas über 100 Häuser angeschlossen werden.

Würden 100 Häuser die zugelassenen 30 Watt nutzen, wären das 3 KW Momentanleistung. Der Hauptwechselrichter hat eine Leistung output von 5 KW.

5.3.3. Sonderverbraucher

Da nie alle Verbraucher gleichzeitig am Netz sind, werden in der Regel nur max. 2 KW genutzt. Das ermöglicht den Anschluss von Sonderverbrauchern, die kurzzeitig mehr Leistung nutzen können. Das heißt, es ist ohne Weiteres möglich, kleine Maschinen (Bohrmaschinen, Schleifmaschinen, Haareschneider o. ä.), Pumpen, Kopierer, Drucker, Projektoren, Lautsprecheranlagen o. ä. zu betreiben. Dies ist interessant für Schule, Werkstatt oder andere öffentliche Einrichtungen. Da der Wechselrichter Norm-Strom (50 Hz, Sinus) erzeugt, können auch empfindliche Geräte wie Computer angeschlossen werden.

Empfohlene Anschlussleistung

Für den Probebetrieb der Gesamtanlage wird empfohlen, vorerst nur 70-80 Häuser anzuschließen. Wenn Energieüberschüsse zu verzeichnen sind, könnte auf 100 Häuser (oder etwas mehr) aufgestockt werden.

5.3.4. Sonderfall Kirchen

In Tula gibt es drei Kirchen. Jede dieser Kirchen sollte gleichberechtigt Strom nutzen können. Die Nutzungsdauer der Elektroenergie in Kirchen ist allerdings begrenzt auf wenige Stunden. Das Verlegen langer Kabelstrecken ist dafür sehr kostenintensiv. Daher sollte überlegt werden, ob jeder Kirche einen separates Notstromaggregat zur Verfügung gestellt werden sollte. Anstelle der Kabelkosten Schulplatz – lutherische Kirche (830 m) z. B. könnte man drei Notstromaggregate mit viel Reservekraftstoff beschaffen. Der Vorteil liegt auch darin, dass den Kirchen eine deutlich höhere Leistung zur Verfügung stehen würde.

5.4. Stromvergütung

Die Höhe der monatlichen Strompauschale muss von der Stromkooperative ausgehandelt werden. Sie sollte aber z. Z. 15 Bir pro Monat nicht unterschreiten. Bei 100 Verbrauchern würde pro Monat 1500 Bir einkommen, im Jahr 18.000 Bir. Davon können ohne weiteres Kosten für Diesel oder kleine Reparaturen dauerhaft getragen werden.

6. Die Realisierung des Projektes – Arbeitsteilung, Finanzierung

Die Realisierung ist nur möglich in der Zusammenarbeit mit Mekane Yesus / EECMY DASSC.

Da die Mitglieder der deutschen Initiativgruppe diese Arbeit ehrenamtlich durchführen (in ihrem Urlaub), muss die Realisierung des Projektes in Arbeitsteilung erfolgen.

Wir können in Deutschland die Energieanlage (Solar, Wind, E-Station) beschaffen und errichten sowie Anleitungen geben incl. der Mitfinanzierung des Projektes. EECMY DASSC wird in Äthiopien organisatorisch tätig werden (Finanzbeantragung, Technikerausbildung, Organisation der Materialeinfuhren, Auswahl der anzuschließenden Häuser (Gespräche mit der Bevölkerung), Organisation der Verkabelung des Dorfes und der Bildung der Stromkooperative). In dieser Kooperation wird die Realisierung des Projektes gut umsetzbar sein.

Die Gesamtkosten des Projektes werden sich bei 40.000 Euro belaufen, wobei die äthiopische Kirche nur einen rel. geringen Anteil tragen wird.

6.1. Schritte zur Umsetzung des Projektes/ Zeitplan im Überblick

1/2 2013: 1. Bauabschnitt in Tula durch „Windenergie Äthiopien e. V./ Techniker

Zeitaufwand: insgesamt ca. 14 Tage

Eine Materialeinfuhr aus Deutschland ist für diesen Bauabschnitt noch nicht nötig (Werkzeuge und Kleinteile im Reisegepäck); notwendige Materialien und Geräte müssen vorher in Addis besorgt werden (vgl. Liste in der Anlage).

  • Campeinrichtung/ Werkstatt/ Lager (im nahen Bauernhof?)
  • Gründung des Windrades und Erdverankerung (gesamt ca. 2-3 m³ Beton)
  • Erdkabel und Erdungsband legen vom Windrad bis E-Station (ca. 50 m)
  • Planung des Standortes und Gründung der E-Station (kleines Haus, ca. 3x5 m, Wellblechdach)
  • Verlegen einer kurzen Musterkabelstrecke (max. 100 m Hauptleitung, Nebenleitung, Hausanschluss) als Muster für die Weiterarbeit der Techniker
  • Klärung der Kabelstrecke durch das Dorf (vgl. Luftbilder)
  • Vorüberlegungen mit Mekane Jesus über die Bildung einer Strom-Kooperative
  • Klärung: auf welche Dorfbereiche muss der Ausbau eingeschränkt bleiben (zumutbare Kabellängen)?
  • Klärung der Ausbildung Techniker

3-9 2013 Ausbildung der Techniker in Hosseina

  • Bildung einer Stromkooperative in Tula
  • Besorgung der Stromkabel in Addis Abeba

3-9 2013 Kauf und Zusammenstellung der Komponenten in Deutschland

  • Windradkomponenten
  • Solarkomponenten
  • Elektronik/ Elektrik
  • Akkus
  • Mastabspannung mit Zubehör
  • Installationsmaterial (E-Sparlampen; Hausanschlüsse; Verbindungstechnik; Schalter …)
  • Werkstattzubehör
  • Transport der Komponenten nach Addis Abeba (Container, Schiffsweg?)

9-12 2013 2. Bauabschnitt Tula: Bau des E-Hauses und Dorfverkabelung in Tula durch die Techniker in Eigenverantwortung

  • Fertigstellung des E-Hauses (incl. Dachgerüst für Solar)
  • Setzen von Strommasten

1-2 2014 3. Bauabschnitt Tula: Montage der Gesamtanlage in Tula (gesamt 10 Tage)

  • Montage des Windrades
  • Einrichtung des E-Hauses (Akkus, E-Komponenten, Notstromaggregat)
  • Solarinstallation
  • Einrichtung einer Werkstatt im Dorf
  • Installation einiger Musterstraßenlampen
  • Elektroinstallation einzelner Häusergruppen mit Anleitung einheimischer Kräfte (zum Weiterbau in Eigenleistung)
  • Inbetriebnahme der Anlage
  • Installation der Notstromaggregate in den Kirchen
  • Anleitung der Techniker (Leistungsmessungen, Windmessungen)
  • Klärung mit Mekane Yesus: Aufgaben der Stromkooperative
  • Aufgaben für die Techniker, Wartungspläne, Messprotokolle

6.2. Betrieb der Anlage und Leistungsmessungen

Die Techniker sowie die Stromkooperative müssen Erfahrungen sammeln mit der Anlage. Es wäre gut, wenn im Bauerngehöft an der Energieanlage ein Verantwortlicher/ eine Verantwortliche eingewiesen würde im

  • Ablesen der Zähler
  • im Aufzeichnen der Meßergebnisse
  • im Starten des Notstromaggregates

Die Aufzeichnung der eingegangenen und verbrauchten Energie ist sehr wichtig, um die Gesamtanlage wissenschaftlich auswerten zu können. Dies ist von Belang auch für die perspektivische Weiterentwicklung des Projektes.