Projektfahrtberichte

Projektbericht Januar 2025
Windenergie für Tula/ Äthiopien 03. – 14.2.2025

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Mitreisende

(v. li. n. re.):
Jürgen und Emil Mummert (Dresden), Jochen Hahn (Rüsseina), Andreas Zimmermann (Luppa/ Lausitz), Jörg Tanneberger (Höfgen), Andreas Ritter (Siebenlehn), Uli Kretzschmar (Dresden).

Inhalt

  1. Ausgangslage und Ziele unserer Projektreise 2025
  2. Reiseinformationen/ Zollabfertigung
  3. Ankommen in Addis Abeba, Besorgungen, Besuch der Entwicklungshilfeabteilung der Mekane Yesus-Kirche, Reise nach Hossaina/ Tula
  4. Stand der Dinge in Tula
  5. Unser Leben im Zeltlager
  6. Umsetzung der Ziele
    1. Installation einer sog. Balkon-PV-Anlage auf dem Schuldach
    2. Programmierung der Wechselrichter
    3. Vorbereitende Arbeiten zur Wiederinbetriebnahme der Windkraftanlage
    4. Statische Sicherungsarbeiten an den Solardächern
    5. Erarbeitung eines Wartungskonzeptes zur Masterneuerung
    6. Anschlussplanung von noch nicht angeschlossenen Hütten
    7. Überlegungen zu einem Konzept zur Schulentwicklung/ zu einer Schulpartnerschaft
  7. Stromverbrauch: Messergebnisse und Verbraucherverhalten in Tula
  8. Finanzielle Überlegungen zum Unterhalt der Energieanlage
  9. Perspektiven
  10. Gesamtkosten der Projektfahrt 2025
  11. Dank

1. Ausgangslage und Ziele der Projektreise Februa 2025

2024 konnten wir den Ausbau des Netzes durch Materiallieferungen so weit vorantreiben, dass wir uns einem Ausbau-Ende in Tula nähern. Da durch Witterung die sägeraue Eukalyptusholzunterkonstruktion auf zwei PV-Dächern (Elektrozentrale 1) stark verwittert war, musste diese durch eine neue (einfachere und haltbarere) Konstruktion ersetzt werden. Zudem konnten wir in der großen neu errichteten evangelischen Kirche – zum Großteil auf Kosten der dortigen Kirche - eine separate PV-Stromversorgung installieren, was die 2. E-Zentrale entlasten konnte. 2024 wurde auch eine genaue Dokumentation des Gesamtaufbaues vorgenommen.

Die Windkraftanlage ruhte auf Grund einer fehlenden Regeltechnik weiterhin.

Hinsichtlich der rel. kleinen Montagegruppe und des rel. geringen Zeitrahmens waren die Ziele für die Aktion 2025 sehr ambitioniert gesteckt. Hier kurz eine Aufstellung unserer Vorhaben:

  1. Installation einer Balkon-PV-Anlage auf der Schule und Elektroinstallation in Klassenräumen
  2. Programmierung der Wechselrichter
  3. Vorbereitende Arbeiten zur Wiederinbetriebnahme der Windkraftanlage
  4. Statische Sicherungsarbeiten an den Solardächern
  5. Erarbeitung eines Wartungskonzeptes zur Masterneuerung
  6. Anschlussplanung von noch nicht angeschlossenen Hütten
  7. Überlegungen zu einem Konzept zur Schulentwicklung/ zu einer Schulpartnerschaft

2. Reiseinformationen/ Zollabfertigung

Im Unterschied zur früher oft genutzten, aber jetzt deutlich teureren Fluggesellschaft Ethiopian Airlines, flogen wir wie 2024 mit Turkish Airlines von Berlin aus (mit kurzem Umstieg in Istanbul). Die Flugkosten beliefen sich für Hin- und Rückflug bei nur ca. 550,00 Euro/ Person. Wie bei andere Fluglinien nach Äthiopien können pro Person als Freigepäck zwei Koffer á 23 kg plus Handgebäck á 8 kg mitgenommen werden, was uns Materialtransporte per Koffer überhaupt erst möglich macht.

Wie in jedem Jahr reisten wir in zwei Gruppen: Die Vorgruppe (vier Personen) am 3. Februar zwecks Materialeinkäufe und Aufbau der Camping-Infrastruktur in Tula. Die 2. Gruppe (drei Personen) konnte dann am 6. Februar starten und kam dann am 8. Februar in Tula an. Diese zweigeteilte Anreiseprozedur hat sich personell als effektiv erwiesen und spart für die jeweils Reisenden die Inanspruchnahme von zusätzlichen Urlaubstagen.
Die Einreise auf dem Flughafen in Addis Abeba am Zoll war ziemlich spannend/ spannungsvoll. In den Koffern hatten wir keine großen Geräte, dafür aber viel elektrotechnischen Kleinkram (Schalter, Steckdosen, LED-Lampen, drei kleine PV-Mini-Inverter, Sicherungsautomaten, Schrauben, Taschenrechner für die Schule...). Zum Glück hatten wir alles dermaßen durcheinander auf die Koffer verteilt, dass dem Zollmitar-beiter beim Auspacken fast aller Koffer irgendwann die Übersicht verloren gegangen war. Zudem mag das Begleitschreiben der Mekane Yesus Kirche positiv gewirkt haben, so dass wir nach ca. zwei Stunden höchster Anspannung alles zollfrei durchbekamen.

In Äthiopien herrscht eine sich beschleunigende Inflation. Das äthiopische Birr (EB) verliert gegenüber dem Euro immer weiter an Wert (2005: 1:10; 2013: 1:25; 2019: 1:32; 2021: 1:53; 2024: 1:63; 2025: 1:136). Fast alle Waren wurden dadurch für uns gegenüber 2024 deutlich günstiger, z. T. bis zur Hälfte des Preises, und dies gerade bei kostspieligen Produkten. Der Jeep incl. Fahrer kostete nun nicht mehr 65 Euro/Tag, sondern nur noch – trotz nominaler Preissteigerung – 45,00 Euro. Die Hotelkosten fielen in Addis von 19,00 Euro auf 11,00 und in Hossaina von 15,00 Euro auf 7,50 Euro (hier incl. Frühstück) pro Zimmer/ Nacht. Die PV-Platten – für uns entscheidend - kosteten statt 1,00 Euro/Watt (2024) nur noch 0,45 Euro/Watt. Bei den Kabeln war es ähnlich. D. h., die Inflation lt. Umrechnung kann im Lande nicht einfach „nachgezogen“ werden. Es wäre für die Bevölkerung nicht machbar. Wir aber konnten davon „profitieren“, so dass die Gesamtkostenkalkulation deutlich nach unten korrigiert werden konnte.

Da in Äthiopien noch der alte julianische Kalender aus der Römerzeit gilt, galt am 4. 2. 2025 das Datum 27. 5. 2017 (vgl. Foto, Datumsanzeige in einer Bank).

3. Ankommen in Addis Abeba, Besorgungen, Besuch der Entwicklungshilfeabteilung der Mekane Yesus-Kirche, Reise nach Hossaina/ Tula

Da der Flieger um Mitternacht vom 3. zum 4. 2. Am Flughafen eintraf, waren wir sehr dankbar, dass uns unser bestellter Jeep und Abiti aus unserer befreundeten Wolde-Familie in Addis zuverlässig abholten und wir in einem Zimmer der Familie wenigstens den Rest der Nacht auf Matratzen etwas schlafen konnten. Wie auch in den vorigen Jahren wurden wir dann am Morgen per traditioneller Kaffeezeremonie, Rührei und Brot köstlich versorgt. Hier konnten auch alle anstehenden Besorgungen und Organisatorisches incl. Mietvertrag Jeep beraten und geklärt werden.

Da wir bei reibungslosem Verlauf dennoch nur 4 ½ Tage für Montagearbeiten in Tula zur Verfügung haben würden, waren wir froh, dass bereits am Anreisetag auch Dank der vorbereitenden Hilfe unserer befreundeten Wolde-Familie alle Besorgungen in Addis Abeba (insbes. 25 PV-Platten und Kabel) reibungslos erledigt werden konnten. Da die Anlieferung der 25 PV-Platten noch nicht möglich war, wurde ein Pickup für den 6. 2. 2025 bestellt, der dann Kabel und PV-Platten direkt nach Tula brachte.

Selbst ein Kurzbesuch in der Zentrale der Entwicklungshilfe-abteilung der äthiopischen evangelischen Mekane Yesus Kirche (DASSC) bei unserem Kontaktmann Ato Terfasa Meko war noch am Anreisetag möglich geworden (Foto). Seit Jahren besteht zwischen dieser Kirche und unserem Verein ein offizieller Partnerschaftsvertrag, der 2024 wieder erneuert werden konnte.

Nach einer Übernachtung im (eher schlichten) Hotel Canaan ging die Fahrt mit Dres, unserem Driver, dann nach Hossaina (ca. 270 km), wo wir unser angestammtes LEM-Hotel für eine Nacht bezogen. Da sich am Folgetag die nötigen Besorgungen in Grenzen hielten, konnten wir bereits am 6. Februar die Auffahrt nach Tula starten, wo wir dann nachmittags mit Zeltaufbau, Küchenutensilien und Toiletten-Reaktivierung die allernötigste Camping-Infrastruktur aufbauen konnten (Foto).

4. Stand der Dinge in Tula

Jedes Mal ist es ein spannender Moment, in Tula einzufahren. Steht die Windkraftanlage noch? Arbeiten die Wechselrichter und die PV-Regler noch? Gab es Blitzeinschläge? Ist die gesamte Leitungsführung intakt oder gab es Kurzschlüsse? Wie ist es mit der Gebäudesubstanz unserer Energiezentralen bestellt?

Wir konnten dankbar sein, dass alles in allem intakt war. Die Anlage beider Strombereiche (E-Zentrale 1 und 2) funktionierten. Auch war die 2024 installierte separate E-Anlage der großen Kirche voll intakt.

Obwohl uns im Vorfeld gemeldet wurde, dass am Komplex der E-Zentrale 1 größere Gebäudeschäden (Schief-lagen) zu verzeichnen wären, konnten wir – abgesehen von einer bereits seit 2024 bestehenden Schieflage zweier PV-„Trägergebäude“ - keine gravierenden neuen Schäden erkennen. Dies war für uns sehr erleichternd, da wir befürchtet hatten, beide Gebäude samt PV-Anlage gerade ziehen bzw. zwecks Neuerrichtung ab- und aufbauen zu müssen.

Wie zeigte sich der Stand des Netzausbaues? Entgegen der Aussagen von 2024, dass nur noch 18 Hütten ange-schlossen werden müssen, wurde deutlich, dass – obwohl sämtliches Material von 2024 für ca. 20 Hütten in Eigenregie verbaut worden war - immer noch ca. 6-8 Hütten direkt in Tula keinen Strom haben. Über weitere sich aufgetane Ausbaulücken gibt der Bericht noch konkret Auskunft (vgl. unter 6.6).
Der Zustand der Strommasten zeigte sich in Einzelbereichen weiterhin als außerordentlich desolat. Das War-tungsthema bleibt weiterhin ein dringliches Thema (vgl. unter 6.5.).

Die zur Verfügung stehende Energiekapazität beider Anlagen wurde insbesondere für die Regenzeit als sehr problematisch beschrieben, da im Juli-September der Himmel sich oft verhangen zeigt. Da die Windkraftanlage noch nicht wieder in Betrieb gegangen ist und zudem in beiden E-Zentralen wegen einer nicht erfolgten Spezialprogrammierung der Wechselrichter (vgl. unter 6.2.) die Dieselaggregate nicht genutzt werden konnte, kam es in dieser Jahreszeit zu größeren Stromausfällen. Hier wird die Dringlichkeit einer Energiekapazitäts-ausweitung durch Windkraft und zusätzliche PV-Aufstockung sehr deutlich (vgl. unter 6.3 und 7.).

Der Werkzeugbestand in unserer Werkstatt (E-Zentrale 1) war insgesamt auf halbwegs gutem Stand. Nur weniges war weggekommen oder defekt (ein Schrauber-Akku samt Ladegerät), so dass wir arbeitsfähig waren.

Was die Dorfältestenbesetzung betrifft, so wurde nach zwei Jahren turnusmäßig ein neuer Bürger als Bürger-meister eingesetzt. Die Wahl fiel auf unseren „Cheftechniker“ Misgano. Dies war eine gute Nachricht, konnte sich doch damit dieser junge Mann im Dorf etablieren, was die Gefahr des Abwanderns in die Stadt erst einmal abwendet. (Dies bleibt immer ein Problem: Hat jemand eine Ausbildung, und sei sie noch so bescheiden, kann er in der Stadt deutlich besseres Geld verdienen)

5. Unser Leben im Zeltlager

Tula liegt knapp 3.000 m ü. M. Während auf gleicher Höhe auf der Zugspitze Schnee liegt und Eiswinde wehen, wird in Tula normal gelebt und Getreide, Grünkohl, Erbsen, Kartoffeln und Kotcho (Falsche Banane) angebaut. Im Pausenzustand merkt man die Höhe nicht. Lediglich beim Erlaufen von Höhenunterschieden o. a. Anstrengungen macht sich die Höhe schnell am Luft-schöpfen bemerkbar.

Wie ist das Wetter in Tula? Januar und Februar sind die schönen Monate mit Schönwettergarantie. Während es unten in Hossaina auch nachts recht warm bleibt, sinkt in Tula nachts die Temperatur von ca. 26 C° am Tag auf ca. 10 C° in der Nacht ab, wobei die Nächte fast täglich stark windig bis stürmisch ausfallen. Was hätte die Windenergieanlage einbringen können! Die rel. Luftfeuchte ist tagsüber mit ca. 30% außerordentlich niedrig. Trotz Wärme am Tag ist Schwitzen nicht so angesagt. Ein schönes, gesundes Klima in dieser Zeit.

Wir leben in einem Zeltlager innerhalb eines Privatgeländes, das aus einer traditionellen Lehm-Stroh-Rundhütte und einem Wellblechgedeckten quadratischen Gebäude besteht. Hier leben wir (weitestgehend) geschützt. Insgesamt haben wir in der E-Zentrale in einer großen rattensicheren Kiste ein großes Tunnelzelt mit zwei Kabinen und geräumigen Vorraum sowie vier größere und kleinere Zweimannzelte. Dazu eine komplette Küchenausrüstung incl. zwei äthiopische Holzkohlekocher und eine Induktions-platte. Die Familie stellt bunte Kunststoffstühle. Der Tisch besteht aus einer Kombi von Kabeltrommeln und Transportkistenplatte. Die Toilette wurde bereits vor etlichen Jahren aus einer hochgestellten großen Transportkiste gezimmert incl. ordentlicher Klobrille. Die Toilette wird allerdings vor unserer Abreise wieder mit Wellblech verschlossen, damit sie dann auch wieder für uns voll nutzbar bleibt. Zudem haben wir unter dem Solardach des Nebengebäudes mittels eines hochgesetzten Kunststoff-Fasses eine einfache Kaltdusche installiert, die mittels Tauchpumpe befüllt werden kann. Leider war in diesem Jahr der Duschkopf abhanden gekommen … Wir haben zukünftig vor, mittels zweier PV-Platten und einer kleinen Heizpatrone das Duschwasser etwas zu erwärmen. Das geht dann schon in Richtung Luxus …

Wasser holt uns auf Bestellung die Familie vom Dorfbrunnen (nur 100 m entfernt!) in zwei gelben alten Speiseölkanistern. Das Wasser können wir allerdings nur zum Kochen und Waschen verwenden. Die Qualität war bisher wechselhaft – von trübe bis sehr klar. Viele Tula-Bewohner müssen über einen Kilometer weit von diesem Brunnen ihr Wasser holen.

Da das Kochen eine rel. zeitaufwändige Sache ist und ein gutes Essen auch die Arbeitsfreude befördert, war Jürgen Mummert für den durch Krankheit verhinderten Werner Hoffmann als Küchen-chef eingesprungen und hat uns täglich trotz begrenzter Möglichkeiten phantasievoll und abwechslungsreich versorgt. Um ein Ei hart zu kochen, benötigt man in knapp 3.000 m ü. M. 15 Minuten. Auch das muss man da wissen. Regelmäßig, immer nach unserem Abendessen, wurden wir in die Rundhütte zum Kaffee eingeladen. Dazu gibt es Kollo (angeröstete Getreide-körner) oder Graubrot. Dies ist dann auch das Abend-essen der Familie. Diese Momente sind für uns sehr stimmungsvoll: Wir sitzen mit der Familie im Kreis um ein flackerndes Feuer (Hütte ohne Abzug), hinter uns, leise schnaufend oder wiederkäuend, der gesamte Viehbestand: Pferde, Ochsen, Kühe, Schafe und Hühner. Erleuchtet wird die Rundhütte mit einem Innendurchmesser von immerhin 12 m (!) von einer LED-Glühlampe. Hier wird uns bewusst, wie wichtig dieses Licht ist. Als wir 2010/11 in das Dorf kamen, brannte am Zentralstamm der Hütte nur ein winziges Talglicht. Orientierung war da kaum wirklich möglich. An der einzigen Steckdose hängen meist Handys oder kleine Akku-Lampen, manchmal auch ein kleines Radio.

Kommunikation nach zu Hause ist nur ganz eingeschränkt möglich. In diesem Jahr hatten wir praktisch keinen Handy-Empfang, auch sonst kaum Netzverbindungen. Uns wunderte, warum die Äthiopier telefonieren können und wir (mit Ethiotel-Karte) nicht. Erst zum Schluss erfuhren wir, dass es in Äthiopien nicht nur das Ethiotel-Netz gibt, sondern noch ein zweites: Safaricom. Die Beschaffung dieser SIM-Karte ist rel. unkompliziert und kostet weniger als einen Euro. Wir werden es bei der nächsten Reise testen.

Positiv haben wir erlebt, dass wir in diesem Jahr kaum Probleme mit Diebstahl hatten. Offenbar hatte unsere Familie den Jungen, der 2024 und auch zuvor Mein und Dein nur schlecht unterscheiden konnte, hart zur Rede gestellt. „Weggefunden“ wurden lediglich (die sehr begehrten) Wäscheklammern, eine Seife oder ein Handtuch. Offenbar sind solch ganz einfachen praktischen Haushaltsdinge da oben in Tula von unschätzbarem Wert. Das erste Mal sah ich, dass über dem Hof eine Wäscheleine gezogen war (ob sich das die Familie von uns abgeschaut hat?). Die meiste Wäsche allerdings wird wie eh und je auf einer Hecke und auf Strohbündeln getrocknet.

Großen Spaß haben wir mit den Kindern, die wegen der Ferien in der Familie noch zahlreicher waren als sonst. Noch während unseres Aufenthaltes dort fuhr eine Mutter mit ihren Kindern wieder nach Hossaina. Plötzlich stand ein Tucktuck (dreirädriges überdachtes indisches Mini-Fahrzeug für Fahrer und zwei Personen) da, in das dann die Mutter mit vier Kindern verschwand. Wie das Tucktuck den abenteuerlichen steilen Aufstieg nach Tula bewältigt hat, bleibt uns ein Rätsel.

6. Umsetzung unserer Projektziele

6.1. Installation einer sog. Balkon-PV-Anlage auf dem Schuldach

Um die Energiekapazität unseres Netzes zu erhöhen, war die Installation einer sog. Balkon-PV-Anlage auf dem Dach der Schule vorgesehen. Diese Variante ist für uns die einfachste und wirtschaftlichste, da die Kosten für drei Mikrowechselrichter sehr niedrig liegen und zudem ein vorhandenes Dach genutzt werden kann. Vorgesehen sind drei parallel ver-schaltete Einheiten von je 1,6 kWp, zusammen also 4,8 KWp. Damit wird sozusagen von hinten her Strom in unser Netz eingespeist und entlastet damit das Netz in der Weise, dass der in der E-Zentrale produzierte Strom nicht ins Netz, sondern direkt in die Akkus geschoben werden kann. Schiebt die „Balkoneinheit Schule“ mehr Energie ins Netz, als da verbraucht wird, gibt der Wechselrichter „rückwärts“ den Strom in die Batterien.

Da zuvor mühsam ein Stangenunterbau auf das dünne Wellblechdach „gezimmert“ werden musste und die drei Wechselrichter eine aufwändige Verka-belung erforderten, konnte aus Zeitmangel nur die Hälfte der 24 PV- Panels in Betrieb gehen. Alles funktionierte aber gut. Auch im Klassenzimmer darunter wurde durch unsere Elektrofachleute Jörg Tanneberger und Andreas Ritter vorbildlich Lampen und Steckdose installiert – eine wahre Musterinstallation!

6.2. Programmierung der Wechselrichter

Die Umprogrammierung der Wechselrichter in beiden E-Zentralen war aus zwei Gründen nötig:

a) Durch die Installation der „Schulbalkonanlage“ kann es zu einer Überla-dung der Akkus kommen. Um die Einspeisung über die Schule bei voller Batterie zu stoppen, muss der Wechselrichter so programmiert werden, dass er bei voller Batterie (Ladeendspannung 28,8 VDC) eine Frequenzanhebung von 50 Hz auf 53,5 Hz vornimmt. Das „merken“ die Mikrowechselrichter in der Schule und steigen gezielt aus. Die Programmierung konnte erfolgreich vorgenommen und auch positiv getestet werden.

b) Bei Energieknappheit kann in beiden E-Zentralen über den Wechselrichter ein Dieselaggregat zugeschaltet werden, das Strom ins Netz und Überschussstrom in die Batterien schiebt. Dabei darf die Energieabnahme nicht größer sein, als das Dieselaggregat überhaupt leisten kann. Diese Begrenzung war in den Wechselrichtern so nicht programmiert, so dass die Aggregate bei Volllast „in die Knie gingen“. Nach Programmierung können nun die Dieselaggregate in sonnenschwachen Zeiten wieder genutzt werden.

6.3. Vorbereitende Arbeiten zur Wiederinbetriebnahme der Windkraftanlage

Wir hatten vor, die Windkraftanlage wieder in Betrieb zu nehmen. Leider war der bestellte Windregler nicht fertiggestellt bzw. ein fertig eigenkonstruierter Regler noch nicht ausreichend getestet. Damit blieb das Ziel zur Wiederinbetriebnahme nicht realisiert. Die Windkraftanlage funktioniert aber und ist startbereit.

Im E-Haus I (Hauptzentrale) konnten wir im Schaltkasten die Komponenten aber bereits so ordnen, dass Platz für eine Windregelschaltung geschaffen wurde. Die Energiebereitstellung durch das Windrad wird von erheblicher Bedeutung für die starke Energienachtabsenkung sein, da gerade nachts starker Wind weht.

6.4. Statische Sicherungsarbeiten an den Solardächern

Da die Solardächer vor Jahren im Schnellbau und leider ohne Diagonalverstrebungen errichtet worden waren, mussten nun durch drohende Schräglage der „Gebäude“ Versteifungen eingebracht werden. Dies wurde durch den Zimmererlehrmeister Andreas Zimmermann erledigt. Außerordentlich schwierig gestalteten sich die Sägearbeiten. Trockenes Euka-lyptusholz ist so hart und zäh, dass Sägeblätter (und sogar Eisenbohrer!) schnell abstumpfen.

Als eine Art Nebenarbeit konnte endlich (!) durch Andreas Zimmermann auch das elende blechverbo-gene, schleifende „Hoftor“ mittels richtiger Scharniere zu dem gemacht werden, was man Hoftor nennen kann. Der Hausvater war begeistert.

6.5. Erarbeitung eines Wartungskonzeptes zur Masterneuerung

Da das Bewusstsein für eine stätige Wartung in naturnahen Völkern kaum ausgeprägt ist (man kann ja alles aus Natur-materialien jederzeit beschaffen), stellt die Frage des kon-tinuierlichen Austausches von desolaten Strommasten eines der Hauptprobleme dar. Der Zustand einiger Abschnitte (es sind die ältesten Verlegungen von 2015/16) ist erschreckend schlecht: Fehlende Masten, schiefe Masten, Maststrümpfe, Kabelstrecken durch Heckendickicht … Mit den Dorf-technikern wurde daher eine „Teststrecke“ zur Mastprüfung und zum Mastaustausch festgelegt. Es zeigte sich, dass der Tausch selber sehr unkompliziert und schnell von statten gehen kann. An einem Tag hatten die Techniker acht Masten getauscht. Auch mitbedingt durch eine durch uns ausgeschriebene „Mastaustausch-prämie“ hoffen wir nun, dass die Techniker nun Strecke für Strecke durchsanieren.

6.6. Anschlussplanung von noch nicht angeschlossenen Hütten

Abweichend von Aussagen im vergangenen Jahr wurde uns mitgeteilt, dass es noch einen weiteren Netzausbaubedarf gibt. Zum einen müssen in Tula noch ca. 18 Hütten angeschlossen werden. Davon sind 10 Hütten der Nachbarkommune Morsito gemeint, die auf Sicht unserer E-Zentrale liegen, aber kein Strom haben. Dies hat ziemliche Diskussionen in der Kommune ausgelöst, ob dies möglich ist oder nicht. Unsere Zustimmung steht allerdings unter der Bedingung, dass es seitens der Kommune Morsito eine schriftliche Erklärung bzgl. der Beschränkung auf diese 10 Hütten gibt.

Eine größere Herausforderung stellt die Tatsache dar, dass es weit abgelegen im Tal noch den Tula-Ortsteil Gambo-Village gibt, von dem wir bisher nichts wussten. Es sind 12 Hütteneinheiten. Auf Grund der großen Entfernung vom letzten bestehenden Strompunkt (knapp einen Kilometer) müssen wir überlegen, ob da unten eine kleine separate Energieversorgung installiert werden könnte, entsprechend der Separatanlage, die wir 2024 für eine der beiden Kirchen installiert haben (und die sehr gut funktioniert). Offen bleibt die Frage, ob dieser Dorfteil auf Grund der fehlenden Wegestruktur überhaupt mit einem Jeep erreichbar ist. In einer Dorfversammlung im Gambo-Village habe ich offen angesprochen, dass eine direkte Anbindung an das Stromnetz Tula nicht möglich ist und wir nach einer separaten Lösung suchen.

Wir gehen davon aus, dass eine separate PV-gestützte Anlage mit einer Leistung von 2,4 KWp und einem Batteriespeicher von ca. 360 Ah (24 V) für die 12 Hütten ausreichend ist. Die dazu nötigen 12 PV-Panele (á 200 Watt) konnten dazu bereits im Februar 2025 von Restgeldern in Birr in Addis Abeba erstanden werden und warten bereits auf den Transport nach Tula.

6.6. Stromverbrauchsmessungen,
Klärungen bzgl. des Verbraucherverhaltens der Stromnutzer

Neben dem Wartungsproblem bzgl. Masten und Stromleitung beschäftigt uns immer wieder das Verbraucherverhalten der Stromnutzer. Da die Anlage – je nach Jahreszeit – eine mehr oder weniger begrenzte Kapazität hat, bleibt die Begrenzung der Stromabnahme eine stätige „Bewusstseinsfrage“ in den Familien. Im vergangenen Jahr zeigte sich, dass die bereits vor Jahren von uns verfassten Nutzerverträge (incl. wichtiger Verbraucherhinweise) an die Familien nicht verteilt worden waren. Diese untersagen z. B. den Betrieb von TV-Geräten für Einzelverbraucher (nicht für Gemeinschafts-TV-Räume). 2023 dann wurde das Papier durch uns überarbeitet und in einer amharischen Fassung in ausreichender Stückzahl zur Verfügung gestellt. Im Zuge unserer Kontrollgänge in diesem Jahr zeigte es sich, dass die meisten Nutzer die Verträge erhalten hatten, einige – und es waren TV-Nutzer dabei – eben aber auch nicht (Gründe?). So war der Anteil der TV-Geräte von 2023 auf 2024 von 18 auf 25 gestiegen. Die Begrenzung der TV-Geräte bleibt eines der offenen Hauptprobleme, da natürlich das Bedürfnis nach diesem Gerät groß ist.
Insgesamt gesehen stieg der tägliche Gesamtenergieverbrauch von ca. 25 KWh 2023 auf ca. 35 KWh 2024 nur unwesentlich, wenn man bedenkt, dass in der Zwischenzeit noch mindestens ca. 40 Hütten neu angeschlossen wurden. Der Momentan-Energiebedarf liegt in der Abendstunde (Hauptverbrauchszeit) beim E-Haus I (Mitteldorf , Hinterdorf mit Mekane Yesus-Kirche, Hangdorf – also ca. 2/3 des Gesamtdorfes) zwischen 1.400 – 1.800 Watt. Das ist für die Menge der angeschlossenen Hütten (150 ?) immer noch erstaunlich moderat, bedenkt man, dass diese Energie in Deutschland allein von zwei Kochplatten (!) verbraucht wird.
Der Energieverbrauch des vergangenen Jahres (31. 1. 2023 - 31. 1. 2024) betrug im E-Haus I 6.309 KWh und im E-Haus II 2.796 KWh, macht zusammen rund 9.000 KWh/ Jahr für das gesamte Dorf (das sind in Deutschland gerade einmal zwei Haushalte). Der tägliche Durchschnittswert läge dann bei knapp 25 KWh, was deutlich weniger ist als die durch uns gemessenen 35 KWh/Tag. Der Grund liegt darin, dass in sonnenschwachen Zeiten (bes. die Regenzeit im Juli/August/September) die Energieversorgung deutlich geringer ausfällt und vermutlich auch tageweise unterbrochen werden musste (was für Städte in Äthiopien übrigens normal ist).

Wie können wir dem zeitweisen Strommangel begegnen?

  1. Änderung des Verbraucherverhaltens
    Ein Blick auf die Messgeräte im E-Haus I verrät ein Problem: Selbst in Stunden der absoluten Stille (4.00 Uhr nachts) lag z. B. am 2. 2. 2024 der Energieverbrauch allein im E-Haus I bei 680 Watt. Der Verbrauch in 8 Nachstunden betrug ca. 7 KWh. D. h., reichlich 1/4 des gesamten Tagesbedarfes wird in der Schlafenszeit verbraucht. Dies liegt nicht nur an Ladegeräten, die am Netz sind (zu Recht), sondern an vielen Glühbirnen, die einfach durchgängig angeschaltet bleiben. Dies zeigte sich auch in den Tagstunden. In vielen Hütten bleibt das Licht einfach an, selbst wenn niemand in der Hütte ist. Hier gäbe es ein erhebliches Einsparpotential. Dieses Problem haben wir zur großen Dorfversammlung angesprochen. Ob es sich herumspricht bleibt unsicher.
  2. Separierung größerer Verbraucher
    Dies betrifft die große Kale Hiywot church (Beton-Kirche). Die Installation einer autarken Energiever-sorgung konnten wir bereits realisieren (vgl. unter 6. 4.). Ob dies für weitere „Großverbraucher“ noch machbar ist, ist zu prüfen. Mit jeder Sonderanlage bringen wir auch extra Technik ins Spiel, was im Reparaturfall auch wieder Probleme machen kann.
  3. Nutzung des Windstromes
    Dies ist eine Reserve, die wir 2025 unbedingt wieder aktivieren müssen. Da die stärksten Winde in der Nacht wehen, könnte die Windkraftanlage die Spannungsabsenkung in den Batterien deutlich anheben helfen, was für den Ladestatus der Batterien sehr von Vorteil wäre.
  4. Netzunterstützung durch „Balkon-PV-Anlagen“
    Da am E-Haus I z. B. eine PV-Erweiterung nur noch sehr begrenzt möglich wäre (Ladeströme), planen wir eine sanfte Erweiterung der PV-Leistung mittels netzsynchronisierter kleiner „Balkon-PV-Anlagen“, die – montiert an fernen Punkten – Energie direkt ins Netz geben. Auch dies bleibt technisch begrenzt, würde aber durchaus wirtschaften helfen. So planen wir für 2025, auf einem Dach der Schule und der Mekane Yesus-Kirche jeweils eine Anlage mit ca. je 2 KWp-PV-Leistung (je 1,5 KW Wechselrichterleistung) zu installieren.

Mehr wird nicht möglich sein. Aus der Erfahrung heraus, dass die Strombereitstellung für die Dorfbevölkerung in den Abend- bis Morgenstunden am wichtigsten ist, kam in unserer Gruppe die Überlegung auf, ob es zukünftig in Mangelsituationen durchaus zumutbar wäre, per Automatik den Strom täglich z. B. zwischen 23.00 und 5.00 Uhr sowie 10.00 Uhr bis 15.00 Uhr abzuschalten. Dies sollte aber erst nach den oben beschriebenen Maßnahmen in Erwägung gezogen werden.

6.7. Überlegungen zu einem Konzept zur Schulentwicklung/ zu einer Schulpartnerschaft

Hinsichtlich von Überlegungen bzgl. einer einfachen Partnerschaft zwischen einer Görlitzer Schule und der Schule Tula konnten wir mit dem Schuldirektor Gedanken austauschen (vgl. Foto). Wir mussten deutlich machen, dass eine reine „Bedarfsbeschaffung“ nicht das eigentliche Ziel solch einer Partnerschaft sein kann. Wir äußerten die Überlegung, ob es nicht möglich sein könnte, in der Schule eine Art Handwerks- und Elektrokunde-Unterricht zu etablieren. Dies setzt allerdings einen entsprechenden Lehrer voraus. Der Schuldirektor hatte verstanden und will sich umschauen nach einem Lehrer aus der Stadt Hossaina.

Zudem äußerte unser Übersetzer Liranso Salomon die Idee, dass solch ein Vorhaben besser als offizielles kommunales Projekt aufgebaut werden sollte. Damit bekäme es eine stabile Basis, auch was Lehrkräfte und Räume anlangt. Liranso Salomon ist in dieser Hinsicht auch tätig. Wir können gespannt sein, ob sich hier etwas bewegt.

Damit wir nicht ganz mit leeren Händen kommen würden, konnten wir dem Direktor Fußbälle, Volleybälle mit Netz, Stifte und einen Klassensatz Taschenrechner übergeben, worüber sich der Direktor sehr gefreut hat.

Der Lichtanschluss einiger weiterer Klassenräume soll nun durch die Dorftechniker erfolgen.

Auch wenn die PV-Anlage auf dem Schuldach dem ganzen Dorf zugutekommt – sie ist zusammen mit der Elektroinstallation weiterer Klassenräume ein deutliches Zeichen einer Schwerpunktsetzung.

7. Stromverbrauch: Messergebnisse und Verbraucherverhalten in Tula

Jeder Familie wird in Tula lt. Kommunalverordnung eine LED-Lampe und eine Steckdose zugestanden. Da die Merkblätter für die Verbraucherrichtlinien vor einigen Jahren zum Großteil (?) nicht ausgereicht worden sind, wurden in Familien auch Fernsehgeräte installiert, die wegen des zusätzlichen Stromverbrauches eigentlich nicht erwünscht sind. Z. Z. existieren in Tula ca. 25 TV-Geräte. Im Großen und Ganzen aber beschränken sich die Nutzer – erstaunlicherweise – auf die geforderte Begrenzung.

Messungen konnten nur für den Einzugsbereich des E-Hauses 1 vorgenommen werden. An diesen Stromkreis sind schätzungsweise 150 Hütten angeschlossen. Der durchschnittliche Tagesverbrauch (24 Std.) liegt dabei bei ca. 28 KWh. Der Momentanverbrauch am Tage liegt meist unter 1 KW. Hier wird dann durch Solar mehr in die Batterien gespeist als im Dorf verbraucht wird. Nach 19.00 Uhr (Dunkelheit) steigt der Verbrauch dann auf ca. 2,5 KW an (in Deutschland ist das der Verbrauch von 2-3 Herdplatten!). An einem Abend wurden zwischen 19.00 und 23.00 Uhr 10 KWh gemessen. Stutzig machte mich, dass bis zum nächsten Morgen 7.00 Uhr der Gesamtverbrauch bei 17 KWh lag. D. h., in der Nacht nach 23.00 Uhr (wo alle schlafen) wurden immer noch 7 KWh verbraucht (d. h. Dauerverbrauch ca. 0,87 KW !). Der Grund liegt darin, dass in sehr vielen Hütten nachts das Licht einfach angeschaltet bleibt. Auf unserem Grundstück sehen wir dies augenscheinlich, obwohl Kleinkinder in diesem Raum schliefen. Es ist anzunehmen, dass auch tagsüber so manche Lampe ungenutzt leuchtet (und mancher Fernseher durchläuft). Vermutlich denken die Leute: „Wir haben ja Strom. Dann können wir ihn auch nutzen.“ Vermutlich gibt das Licht auch ein gewisses Sicherheitsgefühl.

Da nicht von einer grundsätzlichen Änderung des Verbraucherverhaltens auszugehen ist, werden wir eine automatische Abschaltung zwischen 23.00 und 6.00 Uhr vorsehen. Auch dies könnte im Oktober mit installiert werden.

Das Hauptresultat der Messungen: Was bei reiner Solareinspeisung (ohne Windkraftanlage) am Tage nicht in die Akkus gespeichert wurde, kann dann in der Nacht nicht verbraucht werden. Kritisch sind vor allem die Morgenstunden, an denen die Akkuspannung – wenn die Akkus am Tage nicht vollgeladen werden konnten - nahe der Abschaltgrenze liegt bzw. der Wechselrichter zum Schutz vor Tiefentladung tatsächlich abschaltet. Es tun sich drei Reserven auf, um die nötige Kapazität zu erreichen:

a) Automatische Nachtabschaltung. Das spart schon wesentliche 7 KWh.

b) Installation der zusätzlichen PV-Anlage auf dem Schuldach. Dies bewirkt, dass auch am Tage deutlich mehr Energie in die Akkus eingespeist werden kann, so dass die für die Akku-Lebensdauer sehr wichtige Erreichung der Voll-Ladung viel öfter gewährleistet ist und der Nachtverbrauch stabiler abgedeckt werden kann.

c) Wiederinbetriebnahme der Windkraftanlage. Durch starke Winde in der Nacht kann die Nachtabsenkung in den Akkus deutlich aufgefangen werden. Damit ist ein Tages-Start in den Morgenstunden auf deutlich höherem Akku-Spannungs-Niveau möglich.

Diese drei Maßnahmen müssten ausreichen, um das gesamte Stromsystem stabil laufen zu lassen.

8. Finanzielle Überlegungen zum Unterhalt der Energieanlage

Bisher wurde ein monatlicher Strompauschalbetrag in Höhe von 40 Birr (nach neuester Umrechnung 0,3 Euro; nach tatsächlicher Kaufkraft vielleicht 0,5-0,6 Euro) erhoben. Nach allen bisherigen Erfahrungen reicht dieser Betrag aber nicht aus, um die laufenden Ausgaben gut denken bzw. eine Rücklage bilden zu können.

Ausgabeposten sind:

  • Löhne für die drei Techniker (wie hoch, konnte ich nicht ermitteln)
  • Vergütung der zwei Wächter, die in den beiden E-Häusern schlafen
  • Diesel und Öl für die Notstromaggregate

Eine Rücklage konnte nicht gebildet werden, da die 2024 beschlossene Erhöhung auf 50 Birr nicht umgesetzt worden war. Vermutlich stellt auch die Tatsache „Rücklage“ ein mentales Problem dar: Offenbar ist es in naturnahen Völkern nicht so üblich, Rücklagen zu bilden. Da wir es hier aber um eine neue technische Anlage zu tun haben, kann die Notwendigkeit der Rücklagenbildung nicht weiter ausgespart bleiben. Deshalb wurde noch einmal beschlossen – und die Ältesten haben einzeln ihr Ja-Wort gegeben – den Strombeitrag auf monatlich 60 Birr zu erhöhen. Dies ist deshalb auch notwendig, weil die Löhne für die Techniker angehoben werden müssen. Diese verlieren nämlich mit dem Abschluss des Netzausbaues die Hausanschlussprämien (durch die Familie gezahlt). Die durch uns angeregte (und durch uns getragene) Masterhaltungsprämie kann der Ausfall der Hausanschlussprämie auch ein Stück aufgefangen werden.

9. Perspektiven

Fünf Aufgaben stehen weiter an:

  1. Fertigstellung der Zusatz-PV-Anlage auf dem Schuldach.
  2. Wiederinbetriebnahme der Windkraftanlage incl. Einbau neuer Regeltechnik.
  3. Installation einer automatischen Dorfstrom-Abschaltung.
  4. Anschluss der letzten noch nicht angeschlossenen ca. 8 Hütten in Tula sowie 10 Hütten der Morsito-Kommune (Nähe E-Zentrale 1)
  5. Installation einer separaten PV-gestützten Stromanlage im abgelegenen Gambo-Village
  6. Weiterführung des Masterhaltungs-Wartungskonzeptes

Aufgaben 1-3 könnten durch eine Sonderprojektfahrt im Oktober 2025 erledigt werden.
Aufgabe 4 wird in Eigenregie durch die Tula-Techniker realisiert.
Aufgabe 5 könnte im Januar/ Februar 2026 erfolgen. Hier müssten im Oktober 2025 bereits Recherchen erfolgen (Zuwegung, Logistik).
Das Masterhaltungs-Wartungskonzept bleibt ein Dauerbrenner.

10. Gesamtkosten der Projektfahrt 2025

Die Gesamtkosten dieser Projektfahrt liegen bei ca. 10.000,00 Euro incl. aller Materialien, die in Deutschland und Äthiopien gekauft worden sind incl. auch der bereits gekauften 12 Solarpanels für das Gambo-Village.

Die Flugkosten sowie Nahrung/ Verpflegung wurden durch die Projektteilnehmer privat getragen.

11. Dank

Unsere gesamten Aktivitäten in Äthiopien sind nur möglich durch die finanzielle Unterstützung vieler privater Spender und hier ansässigen Firmen. Ganz herzlichen Dank ihnen! Wir danken ebenfalls allen Projektteilneh-mern, dass sie Geld und Zeit für diese gemeinnützige Arbeit eingesetzt haben.

gez. Dr. J. Hahn
Vors. „Windenergie Äthiopien e. V.“

Fotos: Jochen Hahn, Andreas Zimmermann, Andreas Ritter, Jürgen Mummert, Uli Kretzschmar

Spendenkonto

Windenergie Äthiopien e.V. :
LKG Sachsen/KD-Bank
IBAN DE81 350 601 901 600 076 015
BIC GENODED1DKD