Projektfahrt Januar 2023

Windenergie für Tula/ Äthiopien 24.1. – 8.2.2022

Mitreisende

Hintere Reihe: Timo Meinking (Dresden), Michael Mönnig (Görlitz), Joachim Hahn (Rüsseina, Stadt Nossen), Jürgen Mummert (Dresden), Martin Menzel (Bodenbach, Stadt Nossen) | Vordere Reihe: Liranso Salomon (Hossaina/ Äthiopien), Eginhard Wollrab (Dresden), Max Seifert (Saultitz, Stadt Nossen), Philipp Anke (Pappendorf, Gemeinde Strigistal), Uwe Anke (Pappendorf)

Inhalt

  1. Ausgangslage
  2. Ziel der Projektreise Jan./ Febr. 2023
  3. Reiseinformationen/ Zollabfertigung
  4. Ankommen in Addis Abeba, Hotelwahl, Besorgungen
  5. Transportfahrt nach Hossaina im Süden Äthiopiens,  Material-Einkäufe
  6. Leben in Tula
  7. Umsetzung der Ausbauziele
    1. Kompletter Ausbau und Inbetriebnahme der zweiten E-Station
    2. Bereinigender Umbau der PV-Reglerstrecke in der E-Station 1
    3. Installation von Blitzschutzüberspannungsventilen incl. Erdungsmaßnahmen
    4. Neue Kabelstrecken, Materialplanung für weitere Ausbaumaßnahmen
  8. Stromverbrauch/ Verbraucherverhalten/ Regelungen für Stromnutzer
  9. Überlegungen/ Planung zu einer zukünftig separaten Stromversorgung der großen Kirche
  10. Perspektive
  11. Gesamtkosten der Projektfahrt
  12. Dank

1. Ausgangslage

Im Januar/ Februar 2022 konnte eine dreiköpfige Gruppe Vorbereitungen treffen, damit dann 2023 eine größere Montagegruppe effektiv zum Zuge kommen kann. Die Hauptaufgabe war 2022, den in Hossaina während der Corona-Zeit deponierten großen Materialbestand von 2020 per LKW nach Tula zu bringen. Zudem wurde 2022 die E-Zentrale 1 mit einem neuen Doppelakku ausgestattet. In  der neu errichteten E-Zentrale 2 am anderen Ende von Tula konnte der alte Akku-Block bereits aufgestellt und zum Frischhalten an eine provisorisch installierte PV-Einheit angeschlossen werden.

Erfreulich, dass über das gesamte Jahr 2022 hin der neu eingebaute große Wechselrichter das Dorf mit Strom versorgen konnte, ohne einen Defekt zu erleiden und uns damit weiter zur Verfügung stand.

2. Ziel der Projektreise Jan./ Febr. 2023

Sechs Ziele waren für die Projektaktion 2023 geplant:

  1. Kompletter Ausbau und Inbetriebnahme der zweiten E-Station
  2. Bereinigender Umbau der PV-Reglerstrecke in der E-Station 1
  3. Installation von Blitzschutzüberspannungsventilen incl. Erdungsmaßnahmen
  4. Besichtigung aller Kabelstrecken, die die Techniker in unserer Abwesenheit 2022 nach Plan neu verlegt haben incl. Materialplanung für weitere Ausbaumaßnahmen
  5. Regelungen zum Verbraucherverhalten der Stromnutzer (Einführung von Stromnutzungsverträgen)
  6. Überlegungen/ Planung zu einer zukünftig separaten Stromversorgung der großen Kirche

3. Reiseinformationen / Zollabfertigung / Preisentwicklungen

Wir reisten in diesem Jahr von Berlin aus mit Egypt Airlines (ca. 650 Euro/ Person), da die Flugkosten bei Ethiopian Airlines deutlich höher lagen, freilich mit dem Nachteil z. T. sehr ungünstiger Ankommens- bzw. Startzeiten. Wie in den Vorjahren auch geschah die Anreise in zwei Gruppen. Die erste startete am 24. 1. als Vorgruppe, um alle Vorbereitungen und Einkäufe zu realisieren (vier Personen). Die zweite Gruppe (5 Personen) startete dann am 27. 1. und konnte dann ohne Aufenthalt in Addis per Minibus (290 Euro) direkt in den Süden kommen. Leider konnte ein Teilnehmer wegen fehlerhaft ausgestellten Visums nicht aus Deutschland ausreisen.

Neben einigem elektrotechnischen „Kleinkram“ waren in den Koffern der Reiseteilnehmer sieben PV-Regler und ein Inverter 5 KW. Aus letzterem musste vor Reiseantritt ein Ringkerntrafo ausgebaut werden, um das 30 kg-Teil auf 20 kg zu reduzieren. Es war abzusehen, dass der äthiopische Zoll sein Augenmerk auf dieses Gerät legen würde, was dann auch zielsicher geschah. Frühmorgens 3.00 Uhr angereist, landeten wir dann schnell beim Zoll. Trotz Begleitbrief der Mekane Yesus-Kirche sollte der Wechselrichter bei einem Warenwert von 2.500 Euro nun mit ca. 5.300 Euro (!) verzollt werden (Zoll + Strafzoll). Dies lehnten wir ab und ließen das Gerät im Zoll-Lager deponieren in der Hoffnung, dass eine direkte Intervention der Kirche am Folgetag helfen würde. Dies hatte dann wenigstens in der Weise Erfolg, dass das Gerät mit 1.500,00 Euro ausgelöst werden konnte. Wäre der Inverter als „Solargerät“ deklariert gewesen, wäre er nach den äthiopischen Richtlinien zollfrei durchgegangen, was dann auch mit den PV-Reglern zum Glück tatsächlich geschah.

Der Tauschkurs zum Euro stieg im verg. Jahr schwach an auf 1:58,3 (2005 waren es 1:10).

Die Preise sind auch in Äthiopien am Steigen. Der Liter Diesel kostet nun nicht mehr umgerechnet 70 Cent, sondern 1,12 Euro, die Miete des Jeeps incl. Fahrer kostete nun nicht mehr 3.500 EBir (=61 Euro) wie im Jahr 2022, sondern 4.000 EB (über 68 Euro). Diesel fällt extra an.

4. Ankommen in Addis Abeba,
Hotelwahl, Besorgungen

Dank der Familie unseres Freundes Wolde Giorgis Demissie wurden wir trotz aller Frühe ganz herzlich aufgenommen und mit einem wunderbar kräftigen Frühstück versorgt.

In diesem Jahr war rel. wenig zu besorgen. Während sich Jochen Hahn im Büro der Mekane Yesus Kirche um die Zollregelungen bemühte, kaufte die Gruppe noch einen Dieselnotstromer (ca. 2,7 KW) für reichlich  1.000 Euro.

Untergekommen war die Gruppe 1 im Hotel Canaan (ca. 17.00 Euro/Zimmer /Nacht ohne Frühstück).

Auf Grund der Verzögerung durch die Zollab-wicklung konnten wir am 26.1. nachmittags noch einen Ausflug auf dem Berg Entoto machen, auf dem der alte und (für hiesige Verhältnisse) sehr bescheidene Kaiserpalast Menelik II. zu besichtigen ist.

5. Transportfahrt nach Hossaina im Süden Äthiopiens, Materialeinkäufe

Da Dieselaggregat, zwei Solarplatten und die vielen Koffer nicht in einem Jeep unterzubringen waren, mieteten wir kurzerhand einen Pickup. Am 27.1. startete dann der Transfer mit Jeep und Pickup Richtung Hossaina. Die direkte Straße nach Hossaina über Budajira (ca. 230 km) ist zu einer Zumutung geworden. Erst vor ca. 15 Jahren (durch chinesische Firmen) asphaltiert, hat sie sich in größeren Strecken aufgelöst. Ständige tiefe Löcher und Abbruchstellen zwingen die Fahrzeuge zu einem Löcher- Parcours und zum ständigen Anhalten oder Schrittfahren, so dass man für die Strecke mind. 8 Stunden Fahrzeit benötigt. Im Moment noch deutlich besser ist die um ca. 60 km längere weiter westlich verlaufende Piste über Welkite. Aber auch diese lässt deutlich nach. Der Pickup konnte gleich auf direktem Wege die Ladung nach Tula bringen, wo wir alles erst einmal in der E-Station 1 unterbrachten.

Im Lemma-Hotel in Hossaina wurde dann übernachtet (12 Euro/Nacht incl. Frühstück). Das Lemma-Hotel ist ein guter und durch einen geschlossenen Innenhof geschützter Ort, an dem auch eine sehr passable Gastronomie verortet ist. Hier konnten wir bereits am Abend des 27.1. mit dem Ingenieur Liranso Salomon Planungen für den nächsten Tag durchführen.

Am 28.1. erfolgten dann die Einkäufe (Erdungsmetall-bänder, Kanister, Überlebenswichtiges wie Wasser, Bier, Brot, Toilettenpapier, Holzkohle… Auf dem riesigen und wahnsinnig belebten Markt von Hossaina konnten wir – immer menschenumringt – das Nötigste zum Essen besorgen. Jürgen Mummet hatte sich als „Küchenchef“ einen woh-lüberlegten Plan gemacht, womit er die Gruppe in Tula erfreuen könnte und dann auch damit erfreute.

Erst am späten Nachmittag konnten wir nach Tula aufbrechen, um dort bereits die notwendigste Infrastruktur aufzu-bauen (Zelte, Küche, Aktivierung Toilette).

6. Leben in Tula

In der E-Zentrale konnten alle Camping-Ausrüstungen incl. Zelte, Schlafsäcke, Matten, Küchenutensilien u. a. Projekt-Equipments rattensicher in der extra 2022  gebauten metallbeschlagenen Kiste gelagert werden.

Seit Jahren haben wir uns entschlossen, aus dem doch rel. unsauberen und ratten- und flohgefährdeten Nebengebäude auszuziehen und in Zelten zu nächtigen, was sich als deutlich sauberer erweist. In Tula halten wir eine Campingausrüstung für ca. 10 Personen vor. Eine vor Jahren aus einer aufrecht gestellten Transportkiste gebaute Toilette dient immer noch und ist der halboffenen lochbestückten „Orts-Toilette“ eindeutig vorzuziehen. Zur Camping-Infrastruktur gehört seit wenigen Jahren auch eine Kaltdusche mittels Wasserfass und Duschschlauch. Da der „Fassträger-Baum“ gefällt wurde, konnte die Dusche in diesem Jahr (auch für längerfristigen Gebrauch) innerhalb des Nebengebäudes zur E-Station installiert werden, was freilich die sehr interessierten Blicke der Kinder doch sehr einschränkt.

An einem aus Kabeltrommel und Holzplatte zusammen-gezimmerten Tisch ist die Gruppe zu den Mahlzeiten ver-sammelt. Geweckt wird traditionell am Morgen gegen 7.00 Uhr mit Trompetensignal von Jochen Hahn vom Windrad-hügel aus. Gekocht wird meist auf den zwei zur Verfügung stehenden Holzkohlekochern, in Ausnahmefällen auch mittels E-Kochplatte.

Abends wird die Gruppe regelmäßig zum Kaffee in die Wohnhütte der Familie eingeladen, die Mensch und Tier-bestand miteinander beherbergt. Um das in der Mitte flackernden Feuer sitzen wir dann in vertrauter Runde zusammen mit der Familie. Als eine Art Snack gibt es geröstete Körner (Kollo), gebackenes Graubrot oder die gebackene Masse aus Stamm oder Wurzeln der Falschen Banane (Kotscho). Letzteres ist das Hauptnahrungsmittel in Tula. Gegessen wird immer mit der (rechten) Hand.

Das Klima in der Trockenzeit Januar/ Februar entspricht dem hiesigen Sommerwetter. Nachts freilich wird es oft gefühlt kalt (10-12 °C) und sehr windig.

Das Verhältnis zu den Leuten im Dorf ist weiterhin sehr herzlich, besonders auch zu den Kindern. Fußbälle und Volleybälle sind das größte Geschenkt, das man Kindern und Jugendlichen machen kann. Große Begeisterung lösten auch mitgebrachte Frisbee-Scheiben aus. Der mitgereiste Schüler Philipp Anke (12 Jahre) konnte die Kinder auf diese Weise wunderbar in Bewegung halten.

Der in diesem Jahr amtierende Bürgermeister mit Namen Lemma ist ein außerordentlich freundlicher Mann, der beim Zeltaufbau auch gleich tatkräftig mit anpackte und sehr am Projekt interessiert ist.

7. Umsetzung unserer Ausbauziele

7.1. Kompletter Ausbau und Inbetriebnahme der zweiten E-Station

Hauptaufgabe unserer diesjährigen Aktion war der Ausbau und die Inbetriebnahme einer zweiten Elektrostation, die zukünftig den Nord-Westteil des Dorfes mit Strom versorgen soll. Dies wird notwendig, da es sich 2018 herausgestellt hatte, dass nicht 150 Hütten angeschlossen werden sollen – wie ursprünglich angenommen, sondern 250 Hütten. Dies überfordert die Kapazität der Haupt-E-Station.

Bereits 2022 war ein wellblechbedachter Holz-Lehmbau sowie ein Holznebenbau (bisher ohne Wellblechbedachung) als Solardachfläche fertiggestellt worden. Zudem konnte bereits 2022 der alte Akku-Block aus der E-Station 1 hierher umgesetzt und die Montagewand für die Regler- und Wechselrichtertechnik vormontiert worden. Nun ging es darum, die PV-Platten auf das Dach zu bringen und die Reglertechnik innerhalb des Hauses zu installieren.

Installation der PV-Dachanlage:

32 PV-Platten á 200 Watt waren auf die beiden Dächer zu montieren. Dazu musste das Nebendach mit Wellblech versehen werden. Voraussetzung für die PV-Montage war die Aufbringung einer Holzkonstruktion von Latten und Brettern. Sowohl Holz als auch 36 Wellblechplatten waren 2022 gekauft und eingelagert worden. Leider gab es im Laufe des vergangenen Jahres einen erheblichen Schwund, so dass neues Material erst herangeschafft werden musste, was uns einen Tag Zeitverlust (und natürlich auch Geldverlust) einbrachte. Dank der erfahrenen und findigen Gruppenmitglieder konnte Unterkonstruktion und PV-Plattenmontage dann rel. zügig erfolgen. Zum Problem „Haltbarkeit der Holzkonstruktion“ vgl. Abschnitt 9.4.

Installation der Regeltechnik:

Innerhalb der 2. E-Zentrale konnten alle PV-Regler und der Wechselrichter wie geplant installiert und angeschlossen werden. Zudem wurde ein neues Dieselaggregat als Backup aufgestellt. Nach Entkopplung von der bisherigen Hauptkabelstrecke und Anbindung an das nun separate Netz konnte die 2. E-Zentrale in Betrieb gehen.

7.2. Bereinigender Umbau der PV-Reglerstrecke in der E-Station 1

Die erste oder Hauptenergiezentrale war bereits 2022 mit dem Einbau eines neuen größeren Akku-Blockes (2.400 Ah, 24 V) bzw. eines größeren Wechselrichters (7,5 KW) aufgerüstet worden. Auf Grund ständiger Ergänzungen wurden Kabelverläufe unübersichtlich. PV-Laderegler alter Bauart wollten wir gern auf funktionstüchtigere neue Regler umrüsten und die alten als Reserve lassen.

Zu diesem Zweck wurde der alte Wandaufbau der Regler demontiert und auf einer großen Holzplatte neu aufgebaut. Damit arbeiten jetzt sechs neue Regler, die mit ausreichend dimensionierten Kabeln versehen wurden.

7.3. Installation von Blitzschutzüberspannungsventilen incl. Erdungsmaßnahmen

In den vergangenen Jahren hatten wir an unserem Wechselrichter bereits zweimal Ausfälle, deren Ursache wir noch nicht genau ausmachen konnten. Die Auswechslung der Hauptplatine (Steuerplatine) brachte in beiden Fällen wieder die Wechselrichter zum Laufen. Wir vermuten, dass es über Blitzeinschläge im Dorfbereich zu Überspannungsstößen kommt, die den Schaden verursachen. Um dieses Risiko zu minimieren, montierten wir – zusätzlich zu den in den E-Stationen montierten Blitzschutzventilen - in der Nähe der Stationen weitere Blitzschutzventile, die mittels in Erdgräben verlegte Metallflachbändern geerdet wurden.

7.4. Neue Kabeltrassen

Bereits 2018 wurden wir mit der Tatsache konfrontiert, dass nicht 150 Objekte angeschlossen werden sollten, wie zuvor angenommen, sondern 250 (vgl. 7.1.). Für uns vorher unbekannte Dorfbereiche mussten also noch verkabelt werden. 2022 konnten wir mit den Technikern in Tula mittels eines Luftbildplanes die Kabelverläufe festlegen. Ausreichend Kabelmaterial war 2022 durch uns im Dorf deponiert worden. So beauftragten wir die Tech-niker, in unserer Abwesenheit 2022 in Eigenleistung Hauptkabelstrecken und Verteilungen zu verlegen. Dies sollte nun durch einen Rundgang in Augenschein genom-men werden. Das Ergebnis war außerordentlich positiv. Sowohl im Bereich „Trompete“ im Nordwesten als auch in dem ausgedehnten Hangdorf waren alle Hauptlei-tungen incl. Nebenstrecken in guter Weise verlegt wor-den. Der über Luftbild ermittelten Kabelbedarf erwies sich als ausreichend. Problematisch nur, dass es an Kabelanschlussklemmen ermangelt. Leider lag uns dazu keine Meldung vor. So muss das Material nun per Postpaket (gleich incl. anderer Komponenten) nach Äthiopien verschickt werden. Immerhin können die Techniker nun Hausanschlüsse und die vorbereitende Installation der Hütten vornehmen.

8. Stromverbrauch / Verbraucherverhalten / Regelungen für Stromnutzer

Eines der größten Herausforderungen wird in Zukunft die Regelung des Verbraucherverhaltens sein. Die allgemeine Reglung im Dorf lautet: jede Familie bekommt eine Glühlampe (LED) und eine Steckdose. Im Laufe des vergangenen Jahres 2022 kam es zu Überlastungserscheinungen der Anlage. Das konnten wir uns kaum vorstellen, liefert doch der neu installierte Wechselrichter mindestens 6 KW (max. 7,5 KW). Der abendliche Stromverbrauch für die angeschlossenen 140 Hütten lag im Januar 2022 bei max. 2,5 KW.

Was war geschehen? Einzelne Nutzer hatten elektrische Kochplatten in Betrieb genommen (bei Brückung der Haussicherung), was natürlich sofort zur Überlastung führte. Zudem betreiben z. Z. 18 Haushalte einen Fernseher. Leider wurde ein ca. 2015 durch uns formuliertes und in amharischer Sprache verfasstes Infoblatt an die Nutzer nicht ausgegeben. Damit ist der Bevölkerung nicht ausreichend klar, dass es sich hier um eine streng limitierte Stromanlage handelt. Sie ziehen den Vergleich zur Stadt und denken: „Strom ist da. Warum nicht nutzen wie die Leute in der Stadt?“

Aus diesem Grund haben wir ein Merkblatt neu formuliert, das nun – in amharischer Sprache – in ausreichender Zahl der Kommunalverwaltung vorliegt und verteilt werden soll incl. Unterschrift der Nutzer.

Um die Ausweitung von Fernsehgeräten zu stoppen, haben wir (im Merkblatt) in einer Beratungsrunde der Kommune dringend vorgeschlagen, Gemeinschaftsfernsehräume einzurichten, was auch dem sozialen Miteinander der Menschen im Dorf positiv dienlich sein dürfte.

Der abendliche Stromverbrauch lag in unserer Anwesenheit wieder ganz im moderaten Bereich bei 2,5 KW. Die Strommenge eines Tages betrug (sonntags) aber dann immerhin 25 KWh.

In sonnenreichen Monaten ist dies durch die Solaranlage gut leistbar. Wir erlebten aber auch leicht bedeckte Tage, in denen der Batteriestatus heruntergefahren wurde, was den Akkus nicht gut tut. Das Hauptproblem liegt in der Regenzeit Juli bis September. Hier kann die Stromnutzung zum Teil nur eingeschränkt bzw. unter Einsatz des Dieselaggregates erfolgen.

Um ein Hochladen der Akkus zu gewährleisten, haben wir mit der Kommunalverwaltung einen feststehenden stromfreien Tag (incl. Nacht) vereinbart. Dieser soll der Dienstag sein, da viele Leute auf dem Markt in Morsito sind.

Dies macht deutlich, wie dringend die Wiederinbetriebnahme der Windkraftanlage erfolgen muss, um in den windreichen Nachtstunden den Akkustatus zu stützen. Die Windkraftanlage ist in Ermanglung eines funktionstüchtigen Reglers z. Z. stillgelegt.

9. Perspektiven für 2024

9.1. Überlegungen/ Planung zu einer zukünftig separaten Stromversorgung der großen Kirche

In Tula existieren zwei evangelische Kirchen, eine liegt weit am Ortsrand im Norden des Ortes (Mekane Yesus-Kirche), die andere, liegt im Westen (Megaloth-Kirche o. ä.). Letztere wurde in den vergangenen drei Jahren zu einer sehr großen Kirche umgebaut und erweitert incl. mehrerer Nebengebäude für Küche, Versammlungen, Weiterbildung u. ä.. Die Kirche nutzt sehr erfolg- und umfangreich unseren Strom.

Wir sind mit dieser Kirche am Überlegen, ob eine separate Stromversorgung per PV sinnvoll wäre. Wir haben aller-dings deutlich gemacht, dass PV-Platten und Akkus von der Kirche gestellt werden müssen und wir dann mit Regler-technik dabei sind. Nun wird es darauf ankommen, ob die Kirche dies umsetzen kann. Gut wäre es hinsichtlich der Entlastung unseres Dorfnetzes. Zugleich käme noch ein neues Stromversorgungsmodell in den Blick.

9.2. Wiederinbetriebnahme der Windkraftanlage

In Ermanglung eines Windreglers musste die Windkraftanlage vorerst stillgelegt werden. Z. Z. sind wir auf der Suche eines geeigneten Wind-Reglers.

9.3. Moderate Erweiterung der PV-Anlage der 2. E-Station

Hier wäre zu überlegen, ob eine moderate Erweiterung der PV-Anlage von 6,4 KW um weitere 2 KW sinnvoll erscheint.

9.4. Erneuerung der PV-Holzträgerdachkonstruktion

Wir haben in diesem Jahr feststellen müssen, dass auf dem Dach der 1. E-Station die (unbehandelte) Holzträgerkonstruktion aus Eukalyptusholz starke Verwitterungserscheinungen zeigt. Diese müsste ausgewechselt werden.

Holzschutzmittel haben wir ausreichend vor Ort. Es wäre sicher dringend geboten, bei einer Erneuerung das Bauholz vorher gründlich zu imprägnieren. Problem ist nur – wie wir in diesem Jahr erleben mussten – dass die schwarze Imprägnierflüssigkeit tagelang nicht einzieht/ trocknet, so dass eigentlich ein erheblicher Zeitvorlauf von Nöten wäre.

10. Perspektive

10.1. Abschluss des Netzausbaues – Partnerschaftsbeziehung

Wir hoffen, dass wir 2024 mit den wesentlichsten Arbeiten fertig werden und damit die Ausbaustufen zur Gesamtenergieanlage beenden können.

Wir werden kein weiteres Projekt in Angriff nehmen, sondern wollen versuchen, das Dorf Tula mit der Stromanlage als Partnerschaft weiter zu begleiten. Eine Anlage, die funktioniert ist besser, als mehrere nicht funktionierende. Nur so kann Tula wirklich Referenzobjekt bleiben. Immerhin gibt es eine deutsch-schweizerische Entwicklungshilfe-Initiative, mit der wir jetzt in Arba Minch direkt im Gespräch waren. Diese haben Einzelobjekte per Solar mit Strom versorgt, überlegen aber auch, zukünftig Mikro-Netze für Dorfeinheiten o. ä. zu installieren. Der Initiative könnten in dieser Hinsicht unsere Erfahrungen sehr wichtig werden.

Für Tula können wir uns auch vorstellen, in der dortigen Schule zukünftig eine kleine Werkstatt für Werkunterricht einzurichten.

10.2. Aufbau einer Beziehung zur Universität Hossaina

In Hossaina gibt es eine Universität mit elektrotechnischer Fakultät. Wir hielten es für sinnvoll, der Universität anzubieten, Tula als Lehrobjekt für Studenten zur Verfügung zu stellen. Damit könnte sich auch eine zusätzliche Kontroll- und Wartungsstrecke entwickeln. Erste Kontakte zur Universität sind bereits geknüpft. Nun wird es darauf ankommen, diese zu aktivieren.

11. Gesamtkosten der Projektfahrt 2023:
Ca. 18.000 Euro

Die direkten Gesamtkosten für diese Reise betrugen knapp 10.000 Euro. Hauptkosten entstehen durch Transporte, Zoll, Einkäufe von einer Vielzahl von Materialien in Äthiopien, die Bezahlung von dringend benötigten Mitarbeitern (Übersetzung, techn. Hilfe …) und Übernachtungskosten. Dazu kommen die Kosten für mitgenommene Elektrokomponenten in Höhe von ca. 8.000 Euro.

Die Kosten für Flüge und Verpflegung werden durch die Teilnehmer privat getragen.

Für weitere Projektschritte 2024 sind wir wieder auf die finanzielle Hilfe von Spendern angewiesen.

12. Dank

Unser Dank gilt allen Projektteilnehmern, die unter hohem privaten finanziellen Einsatz und unter eigenem  Risiko sich auf solch eine Projektfahrt eingelassen haben.

Wir danken allen Spendern, die diese Arbeit überhaupt möglich machen.

Wir danken den Firmen Jarschel&Vater, Choren,  sowie „Service Team Döbeln“ für ihr Entgegenkommen bei Materialbeschaffungen.

Wir danken der Firma „Mummet Media“ aus Dresden, die kontinuierlich unseren Internetauftritt gestalten und betreuen.

Wir danken der Agrargenossenschaft Starbach-Sachsen (ASS) und Vereinsmitgliedern für die Realisierung des Gruppentransportes zum und vom Flughafen Berlin.

Wir danken den Familienmitgliedern unseres äthiopischen Freundes Wolde Giorgis Demissie in Addis Abeba für alle Hilfe.

gez. Dr. J. Hahn, März 2023
Vors. „Windenergie Äthiopien e. V.“

Fotos: Uwe Anke, Jochen Hahn

Spendenkonto:

Windenergie Äthiopien e. V. :
LKG Sachsen/KD-Bank
IBAN DE81 350 601 901 600 076 015
BIC GENODED1DKD  

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